Wenn ich den Himmel betrachte, an dem die Wolken scheinbar mühelos, federleicht vorüberziehen,

während sich für mich und die Welt hier unten die LebensUhren sorgenbelastet ganz anders drehen,

dann würde ich manches Mal gerne tauschen mit einem der WolkenKissen.

Einfach deshalb, weil sich diese nicht in Schubladen oder vorgegebene Rahmen pressen lassen müssen. Stattdessen können sie sein, was oder wer sie wollen,

können ihre Meinung ändern, ohne hierfür irgendwem irgendwann irgendwie Tribut zu zollen.

Sie können sich immer wieder neu erfinden,

sich verdunkeln, grummeln, nebelgleich beinahe vollständig verschwinden,

um sich Sekunden später neu zu formieren

oder jedwede Struktur ganz zu verlieren.

Sie können alles und jeder sein, mit und ohne Gesicht,

tiefschwarz-bedrohlich oder strahlend-hell wie das Sonnenlicht.

Sie schaffen sich ihre eigene WolkenKuckucksHeimWelt,

verweilen und ziehen von dannen, wo und wie lange es ihnen gefällt.

Sie sind ungebunden und weit gereist,

meist in Gesellschaft, selten verwaist.

Der Wind trägt sie auf sanften Schwingen bis zum Mond und wieder zurück.

WolkenVagabunden, ein Sinnbild von Glück,

TraumReisen, AbenteuerLeben, WunschDenken.

HimmelsTouristen, die unsere Gedanken in unbekannte FantasieDimensionen lenken,

uns einen Augenblick verzaubert-entrückt zurücklassen,

unsere KindheitsTräume an den Händen fassen

und uns RosaRote ZuckerWatteGaumenFreuden versprechen,

uns mit ihren MärchenFigurenDrachenSchnauzenVogelGesichtern aufmunternd zulächeln,

nur, um sich dann blitz-schnell zu empfehlen

und gleich darauf wieder aus unseren Leben davon zu stehlen.

Und selbst das tun sie sorglos, ohne schlechtes Gewissen,

stets mit der Entschuldigung, vom Wind mitgerissen

worden zu sein.

Zurückgelassen, gedankenverloren und mutterseelenallein,

kann man da hier unten schon mal wütend sein

und heimlich neidisch werden –

so räumlich begrenzt, alltagsbeladen, mit mannigfaltigen Nöten und Beschwerden.

Doch wenn man einmal genauer hinsieht

und erkennt, was mit dem beneideten WatteWölkchen am Horizont tatsächlich geschieht,

wenn sich der Wind plötzlich dreht

und dem weißen FirmamentWanderer ur-plötzlich an die DrachenGurgel geht,

dem HimmelsStürmer seine getupften Tragflächen vereist

und Frau Holles Bettzeug tollwutähnlich zerfleddert, zerreißt,

dann fällt einem plötzlich wie WolkenSchuppen von den TagTraum weichgespülten Augen,

dass auch Wölkchen nicht an ein ewig sorgloses WanderLeben können glauben.

Dass sie genauso SpielBälle der Elemente sind

wie jedes irdische MenschenKind.

Dass Wolken sich sogar wahrscheinlich nach Wurzeln und einem festen Platz im Leben sehnen,

weil sie sich dann WindUndWetterGeschützt in Sicherheit wähnen.

Wolken, die leiden unter ihrem Mangel an Identität,

deren Selbstbewusstsein wegen ihres filouartig-flatterhaften Erscheinungsbildes tagtäglich ins Wanken gerät,

weil sie sich für oberflächlich halten oder als solches verkannt werden.

HorizontWatteBäusche, die meist gezwungenermaßen in Herden

auftreten und oft genug unfreiwillig RegenMassen mitführen.

Wolken, die ganz gegensätzliche WunschTräume hegen und Nöte verspüren,

als wir ihnen zuschreiben auf den einen, kurzen Blick hinauf.

SeelenVerwandte im ewigen LebensKreisLauf.

KonturLose Himmelswesen eben, die eigentlich unser MitLeid verdienen.

Das habe ich erst kürzlich erkannt, als über mir am Himmel erschienen

drei lustig-wild herumtollende WolkenKinder, ungestüm,

zu denen mein Blick neidvoll-bewundernd nach oben ging.

Doch während ich mich noch fragte, welche Namen sie tragen,

ist Geselle NordWind mit seinen regen-strähnigen ZottelHaaren brutal zwischen die WatteGeschwister gefahren, hat sie mit aller Härte und stürmischen Macht

klitzeklein-zerrupft, zerstört, zu Fall gebracht.

Übriggeblieben von ihnen ist nur

der Hauch einer KondensStreifenSpur.

Seither sehe ich den WolkenHimmel viel weniger verklärt an,

habe ich doch verstanden, dass man das Leben der anderen zwar bewundern, aber nie in Gänze erfassen kann aus der Ferne.

Und dass wir Menschen uns nur allzu gerne

blenden lassen vom schönen Schein nebenan,

während der Nachbar seinen Blick nicht vom Grün unseres LebensRasens abwenden kann.

Er sieht nur dessen satte Farbenpracht,

während uns dessen vermooste Stellen und das viele Unkraut darin KopfZerbrechen macht.

Darum schaue ich den Wolken über mir

nur noch halb-verträumt hinterher,

genieße eine gedankliche MitReise einen Augenblick

und kehre danach neidlos-zufrieden in die Realität meines beschaulichen ErdenDaseins zurück.


Alle auf dieser und den folgenden Seiten verwendeten Texte und Fotografien sind urheberrechtlich geschützt. Solltest Du diese oder Teile hiervon verwenden wollen, wende Dich bitte an die Autorin – anja@gezittert-gereimt.de – ein Text von Anja Allmanritter, Koblenz