Glutrot erhebt sich die Sonne an diesem Morgen

als könne sie so für Romantik auf Knopfdruck sorgen

über Väterchen Rheins noch tief schlafenden Gestaden,

über denen Minuten zuvor noch wattebauschartige Nebelschwaden wabernd lagen.

In der sich langsam erwärmenden Luft

liegen noch Kühle, Klarheit und der einzigartige Duft

einer sternenklaren Sommernacht,

deren unnachahmliche Frische und Würze regelrecht benommen macht.

Ich stehe hier ganz allein

an den Weinberg umsäumten, wellenumspülten Ufern des Rhein‘.

Kein Lüftchen um meine Nase weht,

während der kostbare Moment dieses einmaligen Sonnenaufgangs vor meinen Augen vergeht.

Allmählich erwachen in den Gräsern und Hängen

all die Lebewesen die wir aus heißen Kindheits-Sommertagen um uns herum kennen.

Es surrt, zirpt, tiriliert und summt mit einem Mal

dank einer schier unüberschaubaren Zahl

von Bienen, Mücken, Hummeln, Wespen und sonstigem Getier,

das eben war vermeintlich noch gar nicht hier.

Doch kaum haben die Blütenkelche den neuen Morgen erkannt,

kommt auch Gevatter Ameise mit seinen Rekruten im Stechschritt angerannt.

Ihm folgen – stehenden Fußes, aber weniger professionell –

Eintagsfliegen-Schwadronen, die schnell

von Amseln, Meisen und Spatzen ins Visier genommen werden,

während sich einige Finken-Vogelmütter – wegen der Zudringlichkeiten zweier Bussarde – lautstark beschweren.

Und so beginnt,

an Fahrt gewinnt,

während die Stille der Ewigkeit mir durch die Hände rinnt

und ich keinen weiter andauernden Grund zum Verweilen mehr find‘

ein neuer Tag in den faszinierenden Auen des Rhein‘,

der in der Perfektion von Magie und Romantik könnte nicht malerischer sein.

Ich drehe mich um und will gehen,

nehme noch einmal in mir auf wie wunderschön

dieses Fleckchen Erde ist

und brenne das Bild in meine Seele ein, damit diese es nie wieder vergisst.


Alle auf dieser und den folgenden Seiten verwendeten Texte und Fotografien sind urheberrechtlich geschützt. Solltest Du diese oder Teile hiervon verwenden wollen, wende Dich bitte an die Autorin – anja@gezittert-gereimt.de – ein Text von Anja Allmanritter, Koblenz