Ich bin die Angst – die Angst vor allem und jedem, die Angst in jedem – auch in dir. Angst ist sogar tief in mir. Ich wohne in den Köpfen der Menschen, in ihren Herzen und Seelen. Die einen sehen mich, die anderen sehen mich nicht – doch ich bin immer da. Die, die mich sehen, sie sehen nur das, was schlecht ist an mir. Sie sehen nur das Dunkle, das sie aufhält und lähmt – sehen ein Gefühl, das sie nicht verstehen. Sie sehen nie das Licht, das mit mir geht, weil ich erhelle dadurch, dass
ich erkennen lasse, wovor man sich in Acht nehmen soll. Ich warne vor Gefahren, will nicht immer nur Schrecken verbreiten. Ich will meist nur sensibilisieren, möchte helfen, vor Schaden zu bewahren. Ich gebe zu, dass ich auch viel Lebensfreude nehmen kann, dass zu viel von mir ein Leben vergiftet. Aber es ist doch wie mit allem im Leben: das Maß ist entscheidend. Alles hat seinen Platz, auch ich, die Angst. Alles hat sein Gutes und alles hat sein Schlechtes – das Feuer, das Wasser, der Wind und … ich. Ich kann gut sein, du musst mich nur mit den richtigen Augen sehen. Lass mich dich leiten, wenn du mich lenkst. Ich bin führbar, du kannst mich kontrollieren. Dann kann ich dir helfen, richtige Prioritäten zu setzen, helfen, Schäden zu verhindern. Doch du musst stark für mich sein, du musst mir Grenzen setzen. Ich warte darauf, dass man mir Grenzen setzt. Wenn man mich unkontrolliert lässt, dann bin ich ungestüm wie ein ungezähmtes Wildtier, wütend wie ein ungezogenes Kind. Dann mache ich, was ich will und dann richte ich auch Schaden an. Doch wenn man mich bändigt und zähmt und zu nehmen weiß, dann kann ich viel Gutes bewirken. Darum tu es, zügele mich, halt mich im Zaum. Und denke daran: manchmal bringe ich auch Lust. Ich kann auch Spaß machen, denn manchmal ist Angst auch schön, ist gewollt. Dann bin ich gesucht – man will Angst haben, der Angst wegen. Warum sonst mögen die Menschen Horrorfilme, Achterbahnfahrten oder lassen sich gerne erschrecken?! Angst bin ich – Angst hast du, Angst habe ich selbst. Angst habe ich, dass ihr zu Unrecht Angst vor mir habt. Ich, die Angst, bin ängstlich, dass man mich nicht so sieht, wie ich wirklich bin. Dabei möchte ich doch nur gesehen werden, mit all meinen guten und schlechten Facetten. Ich möchte mehr sein als die Furcht in dir – ich möchte ich sein dürfen. Bitte, hilf mir, dass ich ich sein kann. Bitte, hilf mir, dass ich das Recht bekomme, einfach da zu sein und zu leben. Verteufele mich also nicht einfach – bitte. Verteufele mich nicht.
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